2020/21:

Gestalten mit Naturmaterial - weitgehendst ohne künstliche Hilfsmittel - das ist für viele Kinder neu und sorgt oft für Staunen. Dabei ist es so einfach, mit den Materialien, die uns die Natur vor der Haustür schenkt, kreativ zu sein.

So beschäftigten wir uns im Schuljahr 2020/21 viel mit Naturfarben, die wir selbst gewannen - aus Sonnenblumen, Brombeeren, Holunderbeeren, Walnuss- und Zwiebelschalen und Vielem mehr. Damit wurde gemalt oder Papier, Wolle und Stoff gefärbt. Anschließend entstanden daraus verschiedene kleine Bücher und textile Arbeiten wie genähte Kürbisgesichter, geflochtene Armbänder oder Stofftaschen in Abbindetechniken.

 

Ein weiterer Schwerpunkt waren florale Materialien. Im Frühling verwandelten wir Moosplatten in nette Osterhasen, im Herbst entstanden hübsche Kränzchen aus Hortensien, Blättern, Hagebutten usw., im Winter wickelten wir immergrüne Kränze und schmückten sie üppig mit Nüssen, Trockenfrüchten und Meisenknödeln als Geschenk an die Vogelwelt.

 

Besonders beliebt waren die Stunden, in denen Holz das dominierende Material darstellte. Sägen, hämmern, bohren, schnitzen - da waren alle Kinder hellauf begeistert und überboten sich mit tollen Ideen. Ob lustige Vögel, verrückte Holzköpfe, fantasievolle Leuchttürme oder weihnachtliche Rentiere - hier merkte man besonders, wie "hungrig" die Kinder sind, endlich einfach mal "machen" zu dürfen.

 

2021/22:

Corona-bedingt war das Projekt 2020/21 leider nicht komplett durchführbar. Umso dankbarer war ich, es im Schuljahr 2021/22 fortführen zu dürfen.

Ein großes Highlight direkt nach den Sommerferien war das Papierschöpfen mit selbst gekochten Pflanzenbreien, stabilisiert mit Pulpe aus Altpapierfetzen. Es waren nicht die Mädchen, die die meisten selbst gepressten Blüten zur Gestaltung verwendeten... .

Die Papiere wurden dann in einfacher Faden- oder Japanbindung zu kleinen Heften gebunden.

 

Die Fortsetzung der Farbgewinnung führte zum Malen mit Stein- und Erdpigmenten. Da sich das Reiben des Steinpulvers doch sehr mühsam gestaltete, ergänzte ich das Angebot durch gekaufte Erdpigmente. Spannend war der Moment, als ich neben Kirschgummi den einfachsten Naturbinder der Welt vorstellte: die eigene Spucke! 

Außerdem testeten wir die Frottage-Technik und nutzten dafür Grillkohle und stark geäderte Blätter.

 

Im Herbst wuchsen herrliche Pilze in Mini-Gärtchen heran. Hier kombinierten wir mehrere Techniken und Materialien: Pilzkappen plastizieren mit Ton, diese anmalen mit selbst gewonnenen Beerenfarben, Stiele sägen aus Ästen, florale Gestaltung mit Moos, Zapfen und Herbstfrüchten. Die vielfältigen Gesamtkompositionen kamen auf alten Holzbalkenabschnitten hervorragend zur Geltung.

 

Die älteren Schüler bewiesen wieder ihr Geschick im Umgang mit Säge, Schnitzmesser, Hammer und Bohrer. Sie gestalteten lustige Vogelscheuchen, während die jüngeren aus verzweigten Ästen durch gezieltes Wegschneiden einzelner Seitentriebe menschliche Grundformen ausspähten und diese in poetische Asttänzer verwandelten. Hier setzten wir ausnahmsweise rote Acrylfarbe ein, um die Wirkung der grazilen Figuren zu verstärken.

 

Die hier gezeigten Arbeiten sind natürlich nur ein Ausschnitt unserer kreativen Aktivitäten. In den zwei Schuljahren 2020/21 und 2021/22 haben wir trotz mancher Corona-Zwangspausen über vierzig kleine und größere Naturprojekte umgesetzt und dabei eine wunderbare Vielfalt an Möglichkeiten entdeckt, mit einfachsten Mitteln und überwiegend von der Natur geschenkten Werkstoffen phantasievoll zu gestalten.

Dabei galt es für viele Kinder, anfängliche Widerstände zu überwinden ("die Wolle stinkt"), Neues zu lernen ("ich kann aber nicht nähen") und sich einfach mal zu trauen, die eigenen Ideen umzusetzen, ohne einem Leistungsanspruch gerecht werden zu müssen - natürlich außer dem, ein begonnenes Werkstück auch fertig zu stellen.

Insgesamt durften die Schüler einen weiten Bogen durch die Welt der Naturgestaltung schlagen. Sie entdeckten dabei mit großer Offenheit viele bekannte Werkstoffe neu, tauchten experimentierfreudig in das Reich der Naturfarben ein und übten sich eifrig in unterschiedlichsten Handwerkstechniken.

Ich bin sicher, dass im Zuge dieser intensiven Auseinandersetzung neben dem eigenen kreativen Potential auch die Wertschätzung für den Reichtum der Natur wachsen durfte.